Warum bewusstes Handeln wichtiger ist als „Augen zu und durch“
Für viele Hunde und Katzen ist Silvester kein fröhlicher Jahreswechsel, sondern eine Zeit massiver innerer Belastung. Knallgeräusche, Erschütterungen, Lichtblitze, Rauchgeruch und die angespannte Stimmung in der Umgebung bringen das Nervensystem vieler Tiere in einen dauerhaften Alarmzustand. Zittern, Rückzug, rastloses Umherlaufen, Erstarren oder scheinbare Teilnahmslosigkeit sind keine „Macken“, sondern klare Stressreaktionen des Körpers.
Aus meiner Erfahrung in der Tierkommunikation zeigt sich jedes Jahr aufs Neue, wie groß die Not auf beiden Seiten ist. Die Tiere sind innerlich überfordert, und die Menschen stehen daneben mit dem starken Wunsch zu helfen, oft begleitet von Hilflosigkeit, weil scheinbar nichts wirklich greift.
Viele Tierhalter haben zu diesem Zeitpunkt bereits vieles ausprobiert: Globuli, Bachblüten, jegliche Beruhigungsmittel, Musik, Rückzugsorte, Nähe, Ablenkung, manchmal auch Medikamente.
Angst ist kein Fehlverhalten, sondern ein Schutzprogramm des Nervensystems. Wenn man das versteht, wird klar, warum Veränderungen nicht an der Oberfläche beginnen, sondern dort, wo diese Schutzreaktionen entstehen.
Überlegt statt automatisch – warum Routine allein nicht reicht
Im Alltag ist Routine oft etwas Gutes. Gerade rund um Silvester ist es jedoch wichtig, bewusst zu planen. Die Gassizeiten dürfen angepasst werden. Geh lieber früher hinaus, bevor erfahrungsgemäß die ersten Böller fallen. Es muss auch nicht der gleich lange Spaziergang sein wie an normalen Tagen. Manchmal ist eine kürzere, ruhige Runde deutlich stressfreier als ein „Pflichtprogramm“. Auch ruhige, angepasste Bewegung am Tag kann helfen, überschüssige Spannung sanft abzubauen.
Es ist völlig in Ordnung, an diesem Tag Abläufe anders zu machen als sonst, wenn es dem Tier dadurch besser geht. Übermüdung und Reizüberflutung können Stress zusätzlich verstärken. Ein ruhiger, nicht überladener Tag hilft dem Nervensystem, Kraftreserven aufzubauen.
Statt automatisch zu handeln, darfst du dir erlauben, ganz bewusst zu fragen:
Was braucht mein Tier heute – und was kann ich anpassen, damit es ihm besser geht?
Ein weiteres oft unterschätztes Thema ist der Freilauf. Rund um Silvester entlaufen sehr viele Hunde, aber auch Katzen verschwinden in Panik. Selbst gut abrufbare Tiere können bei einem plötzlichen Knall in Angst davonlaufen. Leine bedeutet auch hier nicht Einschränkung, sondern Sicherheit.
Eine ganz praktische Erfahrung aus meinem Alltag
Aus meiner eigenen Erfahrung hat sich noch etwas ganz Einfaches und gleichzeitig sehr Wirksames gezeigt: Ich suche mir vor Silvester bewusst einen kleinen Trick aus, den ich meiner Hündin Flora beibringe. Am Abend vor Silvester und auch rund um Mitternacht üben wir diesen Trick genau dann, wenn draußen der größte Lärm ist. So hat sie etwas, worauf sie sich konzentrieren kann, und wird nicht nur abgelenkt, sondern erlebt auch noch Erfolgsmomente.
Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel „winke, winke“ geübt. Sie war voller Freude dabei, stolz auf sich und die extra verdienten Leckerlis haben natürlich auch geholfen. Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, wie man Lärm nicht nur „aushalten“, sondern aktiv anders besetzen kann.

Sich nach den Bedürfnissen des Tieres richten
Ein wichtiger Schritt ist der Perspektivwechsel weg vom „So machen wir das immer“ hin zu „Was hilft meinem Tier heute wirklich?“. Dazu gehört, sich ehrlich zu fragen, wie der Tagesablauf für das Tier am stressfreiesten gestaltet werden kann, ohne auf Gewohnheiten zu pochen, wenn das Tier offensichtlich überfordert ist. Die eigenen Pläne dürfen sich an den Bedürfnissen des Tieres orientieren – nicht umgekehrt.
Gerade rund um Mitternacht ist das besonders spürbar. Feiern alle anderen, dann ist die Versuchung groß, selbst auch in diesem Rhythmus zu bleiben. Für viele Tiere ist genau dieser Zeitpunkt jedoch der schwierigste. Für das Tier da zu sein kann bedeuten, den Jahreswechsel ruhiger zu verbringen und Sicherheit zu geben. Auch Besuch, Lautstärke und die Stimmung zu Hause wirkt auf Tiere oft stärker als die Geräusche draußen.
Umgebung gestalten: Sicht, Geräusche und Atmosphäre
Die Umgebung, in der dein Tier Silvester erlebt, spielt eine große Rolle. Damit kann man vieles abmildern. Jalousien und Vorhänge können helfen, die Lichtblitze zu reduzieren. Angenehme, ruhige Musik kann die Knallgeräusche etwas in den Hintergrund treten lassen, ohne das Tier weiter zu stressen.
Der Rückzugsort ist ebenfalls wichtig. Eine ruhige Ecke, ein vertrautes Körbchen oder eine Decke mit bekanntem Geruch helfen dem Nervensystem, sich zu orientieren. Manche Tiere suchen Nähe, andere brauchen Abstand. Beides darf richtig sein.
Wichtig ist auch, erst dann wieder hinauszugehen, wenn sich die Knallerei deutlich beruhigt hat. Viele Tiere stehen innerlich noch lange unter Spannung, auch wenn es draußen schon wieder ruhiger ist.
Auch in der Wohnung lohnt es sich, Türen, Fenster und Balkone besonders im Blick zu behalten, damit es nicht zu panischen Fluchtversuchen kommt.
Ein alter Irrglaube: „Wenn ich das Tier beruhige, verstärke ich die Angst“
Noch immer hält sich der Gedanke, man dürfe ein Tier in Angst nicht trösten, weil sich die Angst sonst verstärken würde. Aus meiner Sicht ist das so nicht richtig. Was sich verstärken kann, ist Unsicherheit – vor allem dann, wenn wir selbst hektisch sind, nervös reagieren oder innerlich die Angst unseres Tieres übernehmen.
Wichtiger ist Folgendes: Sich an den Bedürfnissen des Tieres orientieren. Wenn dein Tier Nähe sucht, darf es diese Nähe bekommen. Wenn es sich zurückziehen möchte, sollte es auch diese Ruhe bekommen dürfen. Beim Streicheln ist entscheidend, dass du selbst ruhig bleibst, denn dein Tier spürt deine innere Haltung sehr genau. Oft ist es auch angenehmer für Tiere, statt sie zu streicheln, nur beide Hände ruhig, mit etwas Druck auf den Rumpf zu legen.
Du bist für dein Tier der sichere Hafen. Nicht dadurch, dass du Mitleid zeigst oder versuchst, die Angst wegzureden, sondern durch deine ruhige, klare Präsenz. Dein Tier spürt sehr genau, ob du innerlich angespannt oder ruhig bist. Deine Atmung, deine Berührungen und deine innere Haltung wirken unmittelbarer als jedes Wort. Wenn du selbst ruhig bleibst, kann dein Tier diese Ruhe übernehmen und sich langsam wieder regulieren.
Ganz wichtig ist für mich eine Frage, die man sich im Vorfeld ehrlich stellen darf:
„Möchte ich für mein Tier da sein und ihm wirklich geben, was es braucht?“
Wenn all das nicht reicht
In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine andere Ebene mit einzubeziehen. In meiner Arbeit nutze ich Tierkommunikation und Energiearbeit, um direkt an den inneren Stressmustern des Tieres anzusetzen und gleichzeitig auch den Menschen zu begleiten, der oft ebenso angespannt ist. Nicht selten zeigt sich danach nicht nur eine Veränderung rund um Silvester, sondern auch in anderen Alltagssituationen wie bei Geräuschen, Autofahrten oder neuen Umgebungen.
Eine völlige Angstfreiheit kann ich nicht versprechen. Was jedoch häufig möglich ist, ist eine spürbare Entlastung, eine Reduktion von Angst und Stress und ein schnelleres Zurückfinden in die innere Stabilität. Oft wirkt diese Veränderung über die Silvesternacht hinaus.
Auch du darfst in dieser Zeit gut auf dich achten, damit du deinem Tier ruhig und klar begegnen kannst.
Wenn du beim Lesen gespürt hast, dass dein Tier mehr braucht als nur ein paar Strategien, darfst du diesem Gefühl vertrauen. Ob du alles selbst umsetzt oder dir Unterstützung holst: Entscheidend ist, dass du bewusst handelst – für dein Tier und für dich.
Möchtest du dein Tier rund um Silvester zusätzlich Hilfe anbieten, habe ich dafür heuer eine spezielle Silvesterbegleitung für Hunde und Katzen mit Tierkommunikation und Energiearbeit ausgearbeitet.
Alle Informationen dazu findest du hier: